15. Januar 2016

Du musst mir vertrauen - Sophie McKenzie

Produktinfos:

Ausgabe: 2014
Seiten: 464
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Die Autorin:

Sophie McKenzie, geboren und aufgewachsen in London, arbeitete zunächst als Journalistin und Herausgeberin, ehe sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Weitere auf Deutsch erschienene Werke von ihr sind: Lauren, vermisst und Seit du tot bist.

Inhalt:

Livy führt gemeinsam mit Ehemann Will und den beiden Kindern Hannah und Zack ein unspektakuläres, aber harmonisches Leben. Einziger Wermutstropfen ist Wills Affäre vor sechs Jahren mit einer Kollegin, doch Livy bemüht sich, ihm zu vertrauen.

Livys Leben gerät jedoch aus allen Fugen, als ihre beste Freundin, die glamouröse Journalistin Julia, stirbt. Die Untersuchung ergibt Selbstmord durch eine Überdosis Schlafmittel. Livy kann dies aber nicht glauben, sie ist überzeugt davon, dass Julia nicht depressiv war und dass sie jemand umgebracht hat.

Julias Familie und Will vertreten allerdings die Selbstmord-Theorie. Der Einzige, der Livy glaubt, ist Julias letzter Freund Damian, von dessen Existenz allerdings niemand aus ihrem Umfeld wusste. Damian erzählt ihr, dass Julia angeblich den Mörder von Livys Schwester Kara gefunden hat, die vor achtzehn Jahren umgebracht wurde. Doch das ist nicht alles: Schockiert findet Livy heraus, dass Julia kurz vor ihrem Tod eine Treuetest-Agentur beauftragte, um Will zu überprüfen. Was hat ihr Ehemann mit all dem zu tun? Was hat Julia herausgefunden? Und ist Damian wirklich zu trauen ...?

Bewertung:


Wer kurzweilige Thriller mag, liegt mit diesem Roman genau richtig. Sophie McKenzie hat ein fesselndes Werk geschaffen, das von der ersten bis zur letzten Seite unterhält und nur wenige Schwächen aufweist.

Protagonistin Livy verkörpert mehr oder weniger die Frau von nebenan, eine Hausfrau und Mutter, deren beschauliches Leben von heute auf morgen auf den Kopf gestellt wird. Es fällt leicht, sich mit ihr zu identifizieren und vor allem mit ihr zu leiden. Livy verliert nicht nur ihre beste Freundin, sie stößt auch zunächst bei niemandem auf Verständnis für ihre Mordtheorie. Zudem gibt es immer wieder Konflikte mit ihrer zwölfjährigen Tochter Hannah, und nicht zuletzt steht die Ehe mit Will auf der Kippe, da Livy nicht mehr weiß, inwieweit ihm zu trauen ist. Man fühlt mit Livy, wenn sie sich schmerzlich an Affäre vor sechs Jahren erinnert. Und man kann sehr gut ihre Unsicherheit nachvollziehen, als Will mit seiner einstigen Affäre gemeinsam eine Dienstreise antreten muss. Livy ist bemüht, ihrem Mann zu vertrauen, doch es ist nur logisch, dass ihr dies nicht leicht fällt.

Die größte Stärke des Romans ist jedoch zweifellos seine enorme Spannung und seine weitgehende Unvorhersehbarkeit. Man ahnt schnell, dass Livy recht hat und sich Julia mitnichten das Leben genommen hat, alles Weitere ist jedoch unklar. Es geht aber nicht nur darum, Julias Mörder zu finden, sondern auch, den Mord an Livys Schwester Kara vor achtzehn Jahren zu klären: Damals war Julia Karas beste Freundin, und erst nach Karas Vergewaltigung und Mord kamen sich Livy und Julia näher, bis sie schließlich zu engen Freundinnen wurden. Es gibt Indizien, dass Julia heimlich Nachforschungen anstellte und Karas Mörder auf der Spur war - und dass sie vermutlich deswegen sterben musste. Es ist lange Zeit ungewiss, was die Treuetest-Agentur "Honey Hearts", die Julia kurz vor ihrem Tod beauftragte, mit den Ereignissen zu tun hat.

Ebenso verfolgt man gebannt, was es mit Damian auf sich hat. Er stellt sich Livy gegenüber als Julias heimlicher Freund vor, angeblich sei sogar eine Hochzeit geplant gewesen. Livy ist hin- und hergerissen: Einerseits ist sie sehr froh, dass sie wenigstens einen Menschen gefunden hat, der ihre Mordtheorie zu teilen scheint, der sie dabei unterstützt, Julias Tod zu untersuchen. Andererseits macht es sie misstrauisch, dass Julia ihr lediglich von einer losen Beziehung mit einem "Dunkelblonden" berichtete, und Livy weiß daher nicht, ob Damian wirklich vertrauenswürdig ist und Julia so nah stand, wie er vorgibt. Zwar weiß er viele Details aus Julias Leben und kennt deren Vorlieben, aber das ist noch kein Beweis für seine ehrlichen Absichten. Livys Wunsch, ihm zu vertrauen und ihre gleichzeitige Unsicherheit sind sehr realistisch geschildert.

Die Handlung ist temporeich, der Stil ist flüssig und es ergeben sich immer wieder neue Aspekte. Livy und Damian finden einzelne Puzzleteile, die offenbar mit Julias Tod zusammenhängen, doch deren Bedeutung wird erst allmählich klar. Die beiden geraten in äußerst brenzlige Situationen, und Julia wird, so viel darf verraten werden, nicht der einzige Tote bleiben.

Schwächen gibt es nur wenige zu verzeichnen. Es ist etwas übertrieben, wie viel Julia vor ihrer besten Freundin aus ihrem Leben verheimlicht hat, zumal es dafür keinen zwingenden Grund gibt. Es ist schwierig, einerseits die enge Freundschaft zwischen den beiden und andererseits die zahlreiche Dinge, die Livy erst nach Julias Tod erfährt, zusammenzubringen. Dies betrifft sowohl entscheidende Angelegenheiten als auch banale Sachen wie bestimmte Geschmacksvorlieben. Zudem verläuft das dramatische Finale an einer Stelle zu konstruiert, die Autorin macht es sich hier zu einfach, eine konkrete Situation zu lösen.

Fazit:


Spannender, sehr kurzweiliger Thriller mit geringen Schwächen.

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